Geistliche Impulse

In Verbindung bleiben

Andachten und geistliche Übungen für zuhause (vom Gemeindedienst der EKM)

Kontakt halten - das ist einer Zeit fortwährender Kontaktbeschränkungen gar nicht so einfach. Aber diese Zeit scheint wie dazu gemacht, dass wir wieder mehr in Kontakt kommen mit uns selbst. Und warum  nicht auch den Kontakt zu Gott im Gebet wieder regelmäßig aufnehmen, einüben und vertiefen?!

In dem Heft "Gottes Spuren im Alltag endecken" gibt es Anregungen für eine tägliche Gebetszeit, die man individuell in den Tagesablauf einfügen kann.


Du bist gemeint - Ostern zu Hause feiern

Initiative zum Kirchenjahr von AndereZeiten

Ostern bleibt, trotz allem! Wir möchten dazu beitragen, dass Sie in einem festlichen Gottesdienst Auferstehung feiern können ̶ ob in Ihrem Wohnzimmer oder draußen. Der Jubel klingt auch dort, bei Ihnen zuhause: Der Tod ist überwunden!

 Mit unserer Broschüre »Du bist gemeint« können Sie Ihren persönlichen Ostergottesdienst gestalten. Sie finden darin die Ostergeschichte aus dem Markusevangelium, lebendig nacherzählt aus der Sicht Marias. Und weitere Erzählungen, die sich mit dem Wunder der Auferstehung mitten im Leben beschäftigen, ein Gedicht, Lieder, Gebete und einen Segen.


Hausandacht zu Ostern

(von Ihrer Vikarin Franziska Geißler)

Ankommen

Im Namen Gottes, des Vaters:

Grund, der uns trägt.

Im Namen des Auferstandenen, Jesus Christus:

Hoffnung, die uns beflügelt.

Im Namen des Heiligen Geistes:

 Kraft der Liebe, die uns erfüllt.

 

Osterruf und Entzünden der Kerze

Der Herr ist auferstanden.

Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.

 

Gebet

Du Gott des Lichts,

du hast die Dunkelheit unserer Welt

durchbrochen an jenem Ostermorgen.

 

Du Gott des Lichts,

du hast einen neuen Anfang gemacht,

als alle nur auf das Ende blickten.

Versteinertes hast Du ins Rollen gebracht, Erstarrtes in Bewegung.

Schatten der Angst hast du weggewischt.

 

Du Gott des Lichts,

lass dein Licht an diesem Ostermorgen

auch unser Herz ergreifen und unsere Welt erleuchten.

Schenke uns Mut, das Unfassbare zu glauben,

damit auch wir dereinst auferstehen.

Amen.

 

Nach Psalm 118

Ostern ist der Tag, den der Herr macht.

Du bist meine Hoffnung

und stärkst mich mit deiner Liebe.

Deine Güte überdauert die Zeit

und lässt mich leben.

Deine Gnade umspannt das Weltall

und führt mich aus der Enge.

 

Ostern ist der Tag, den der Herr macht.

Wenn wir stillstehen

und auf der Stelle treten

und nicht einen Schritt weiterkommen,

nimmst du mich mit auf den Weg,

dorthin wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen

in Traum und Wirklichkeit.

 

Ostern ist der Tag, den der Herr macht.

Denn jeder Tag, den Gott macht, ist gut:

Wir wollen uns freuen, dass er noch immer die sucht,

die nach Gerechtigkeit und Frieden hungern und dürsten,

dass er sich noch immer auf den Weg macht zu denen,

die den Hunger nach Frieden noch nicht gestillt haben.

 

Ostern ist der Tag, den der Herr macht.

Herr, du bist der Eckstein der Welt,

die Hoffnung für eingestaubte Seelen,

deine Güte überdauert die Zeit

und deine Liebe überstrahlt die Schattenseiten unseres Lebens.

 

Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.

 

Aus dem Osterevangelium

Jesus ist tot. Die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Da wagen es drei Frauen und machen sich auf im Dunkeln. Wir lesen im Markusevangelium Kapitel 16,1-8:

 

Am Abend, als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala und Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um den Toten damit zu salben.

Ganz früh am Sonntagmorgen, als die Sonne gerade aufging, kamen sie zum Grab. Unterwegs hatten sie noch zueinander gesagt: „Wer wird uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?“

Denn der Stein war sehr groß. Aber als sie hinsahen, bemerkten sie, dass er schon weggerollt worden war.

Sie gingen in die Grabkammer hinein und sahen dort auf der rechten Seite einen jungen Mann in einem weißen Gewand sitzen.

Sie erschraken sehr.

Er aber sagte zu ihnen: „Habt keine Angst! Ihr sucht Jesus aus Nazareth, der ans Kreuz genagelt wurde. Er ist nicht hier; Gott hat ihn vom Tod auferweckt! Hier seht ihr die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten.

Und nun geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, so wie er es euch gesagt hat.“

Da verließen die Frauen die Grabkammer und flohen. Sie zitterten vor Entsetzen und sagten niemand ein Wort. Solche Angst hatten sie.

 

Singen:

Singen tut gut. Manchmal reicht es vielleicht schon, den Liedtext zu lesen und dabei die Melodie zu summen oder zu hören.

 

Geistliches Wort

„Das ganze Leben besteht aus Gelegenheiten, Jesus zu begegnen.“, schrieb einst der 1968 verstorbene Religionsphilosoph Romano Guardini.

Die Jünger sind leibhaftig Jesus begegnet und haben die Erfahrung der Auferstehung Jesu hautnah erlebt. Wie können wir aber diese Auferstehung in unserem Alltag erleben? Schauen wir einmal zurück auf die Frauen im Evangelium. Sie haben den Mut, an diesen Ort der Trauer zurückzukehren. Sie suchen Jesus und halten stand am leeren Grab. Das ist auch für uns der erste Schritt, wenn wir dem auferstandenen Jesus begegnen wollen. Meistens wenn etwas in unserem Leben schiefläuft, dann will manch einer vielleicht die Kirche oder auch Gott verlassen. Weglaufen ist jedoch nur eine einfache Lösung. Ein Standhalten inmitten aller Widrigkeiten hingegen kann uns erst die Begegnung mit Jesus ermöglichen.

Angesichts von Tod und Trauer haben die Frauen die Hoffnung auf Gott nicht verloren. Den Leichnam Jesu finden sie nicht. Aber der Engel am Grab sagt: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Dieser Satz ist der Hinweis auf den auferstandenen Jesus. Ihre Trauer wird verwandelt in Freude.

Kennen wir das nicht auch? Die Erfahrungen in unserem Leben zeigen, manchmal dauert die Karwoche, die Zeit der Trauer, Einsamkeit, Krankheit, Verlassenheit, die Zeit nach dem Tod eines geliebten Menschen eben länger und die Verwandlung der Trauer, die Auferstehung, erfahren wir oft später. Aber dass wir den Mut und die Hoffnung nicht verlieren, das ist wichtig.

Auch wir brauchen die Begegnung mit dem lebendigen Jesus, so wie die Frauen und Jünger im Evangelium. „Das ganze Leben besteht aus Gelegenheiten, Jesus zu begegnen.“ Wir Christen begegnen zweimal im Jahr Jesus auf besondere Weise: zu Weihnachten ist es die Geburt unseres Herrn und jetzt zu Ostern seine Auferstehung. Gottes Sohn ist für uns auf die Erde gekommen und für uns gestorben. Seine Auferstehung zu Ostern ist unser Heil. Christi Auferstehung führt uns letztlich von diesem weltlichen Leben hin zur Ewigkeit. Allerdings gibt es keinen Automatismus. Jeder muss dazu seine Entscheidung treffen und sich immer neu hinterfragen: kann ich im Lichte Gottes mit meinem Stolz, mit meiner Eitelkeit, mit meiner Gleichgültigkeit oder Lieblosigkeit bestehen? Jesus steht immer auf der Seite der Wahrheit – zweifelsohne. Aber wir wissen, er vergibt gerne, oft und immer wieder neu. Nie hat er einen einsichtigen Menschen zurückgestoßen!

Die Frage aber bleibt: Wie kann ich den lebendigen Jesus in meinem Alltag erfahren? Vielleicht rufen Sie an den Osterfeiertagen jemanden an, der ihnen ein freundliches Wort sagt, das Sie ermutigt und aufbaut. Und auf einmal spüren Sie: hier redet nicht einfach ein Mensch, sondern hier spricht der auferstandene Jesus in dem Menschen zu mir.

Vielleicht begegnen Sie aber auch in den nächsten Tagen einem Menschen, der in Not ist, der Rat und Beistand sucht. Dann denken Sie: In diesem Notleidenden begegnet mir der Auferstandene. Oder Sie lesen in der Bibel ein Wort, dann merken Sie, dass der Auferstandene zu ihnen spricht.

Wenn wir so bewusst leben, können wir den Auferstandenen und damit Ostern immer wieder neu in unserem Alltag erleben. Jesus ist auferstanden! ER lebt durch uns, für uns und mit uns auch in der Zeit des Corona-Virus. Das Kreuz Jesu ist unsere Vergebung, seine Auferstehung Ostern unser Heil. Die frohe Botschaft dieser Tage lautet: Es ist Ostern – hier und jetzt – Heute und in Ewigkeit! Amen.

 

Fürbitten:

Ewiger Gott,

du hast deinen Sohn Jesus Christus aus dem Tode auferweckt.

Aus dem Glauben an seine Auferstehung leben wir.

Durch Christus bitten wir dich:

Gib, dass die Osterbotschaft in alle Dunkelheit unserer Welt

dringt.

Gib den Zweifelnden und Verzagten Anteil an der österlichen

Freude und stärke ihre Hoffnung.

Sei bei den Kranken und Einsamen,

dass sie Kraft und Trost schöpfen durch den Glauben an den

auferstandenen Christus.

 

Schenke uns die Gewissheit,

dass du Herr über Leben und Tod bist

und auch unser Leben in deinen Händen hältst.

Das bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn und

unseren Herrn.

Amen

 

Gott, du hörst unsere Bitten, du bringst Licht in unsere Dunkelheit.

Gemeinsam mit allen Christinnen und Christen beten wir das Gebet Jesu Christi:

 

Vater unser im Himmel

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit. Amen

 

Segen

Der Herr ist auferstanden!

Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!

Gehen wir mit dieser Zuversicht in die Ostertage.

 

So segne uns an diesem Osterfest der gütige Gott, der Vater, der uns erschaffen hat,

der Sohn, der von den Toten erstanden ist und der Heilige Geist, der uns ewiges Leben

verheißt. Amen.

 

Stille

 

Kerzenlicht erlöschen


Herzenssache

(von Ihrer Vikarin Franziska Geißler)

Liebe Gemeinde,

„Herz und Herz vereint zusammen“, so haben wir vorhin gehört und gemeinsam gesungen. Das Herz als Symbol finden wir in ganz unterschiedlichen Bereichen. Auf Postkarten, als Blumengebinde, als Schmuck, als Dekoration in unterschiedlichen Variationen. Das Symbol des Herzens drückt manchmal etwas aus, wozu uns die Worte fehlen. Es ist ein Erkennungsmerkmal für Freundschaft, Zuneigung und Liebe.

 

Viele von Ihnen kennen sicherlich den Ausspruch: „Wenn einem etwas zu Herzen geht“. Durch das Herz werden Gefühle und Empfindungen ausgedrückt. Gefühle wie Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder Angst aber auch Freude, Lust und Trost gehören ebenso dazu.

 

Wenn wir begreifen, dass das Herz der Ausgangspunkt für alles menschliche Tun ist, dann ist es logisch, dass Gott seine Gebote in unser Herz hineinschreiben will. Denn im Herzen entscheidet sich Wesentliches. Im Herzen werden Entscheidungen getroffen: „Das Herz wird aufgerufen, seinen Herrn zu lieben von ganzem Herzen“, heißt es beim Evangelisten Markus (12, 30 – 31) oder „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen“, wie im Buch der Sprüche (3, 5) zu lesen ist.

 

Das Herz, ist die Schaltzentrale unseres Denkens, Handelns und Seins.

 

Stellen wir uns einmal vor, unser Herz wäre wie ein großes Wasserfass mit vielen Zuläufen. Im Laufe unseres Lebens fließt da so einiges hinein. Da gibt es Menschen, Erinnerungen, Erfahrungen, Überzeugungen, ja auch Enttäuschungen und Verletzungen... Das alles ist in unserem Herzen.

 

Es gibt über 600 Bibelstellen zum Begriff Herz. Hier sehen wir, wie hochaktuell unsere Bibel ist. Sie redet nicht von irgendetwas außerhalb unseres Lebens, sondern sie redet über das ganz Zentrale, das, was uns als Menschen umtreibt, antreibt und bewegt.

 

Und so heißt im Alten Testament Herz oft auch einfach Leben, die Quelle, woraus unser Vitalität, Energie und Kraft kommt.

 

Und weil es in Bezug auf unsere Beziehung mit Gott ums Ganze geht, geht es bei Gott eben auch um unser Herz:

"Du, Gott, prüfst mein Herz", betet der Psalmist (Ps 17,3).

Und in der Bergpredigt mahnt uns Jesus:

"Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz" (Mt 6,21), da hängt dein Leben dran, da hängst du dran. Der Reformator Martin Luther ging noch einen Schritt weiter: „Woran du dein Herz hängst, und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott“.

 

Wir sind offenbar Zeit unseres Lebens herausgefordert, uns darum zu sorgen, dass wir das Herz an der rechten Stelle tragen, dass wir unser Herz nicht verlieren, nicht herzlos werden.

 

Gott hat uns geschaffen, damit unser Herz für ihn schlägt, und wir beherzt leben und lieben.

 

Denn Herz haben, heißt Gefühle zeigen.

Das wurde Ihnen vielleicht von Kindesbeinen anders beigebracht:

 

Floskeln, wie ein Mann weint nicht,

man ist in „stiller“ Trauer, wozu diese Stille auch immer nütze sein mag, man ist nicht zu gefühlsbetont, weil das Herz ein schlechter Ratgeber sei.

 

Wie gut, dass das in der Bibel ganz anders ist:

die Bibel ist ein Buch, mit Herzblut geschrieben, wo sich Herz und Schmerz reimen, wo gelebt und gelitten, geliebt und gestritten wird, geweint und getanzt.

 

Herz heißt Gefühl, das was uns im Innersten bewegt und in Bewegung setzt.

 

Herz zu haben, dass, ist Neugier auf Mensch und Gott. Was denkt die andere? Was fühlt er? Was treibt sie um? Woran glaubt er? Jemand mit Herz freut sich mit anderen mit und gönnt ihnen alles, was sie haben.

 

Und Herz haben, heißt auch Mut haben – sich redensartlich ein Herz zu fassen.

Meine Familie und ich sind im letzten Dezember beim Spaziergang mit unserer Hündin auf ein Igeljunges gestoßen, das im Blätterhaufen nach Futter suchte, wo es doch gar kein Futter mehr gab. Beherzt holten wir einen Karton von Zuhause setzten das Igeljunge hinein und nahmen es mit nach Hause. Wo und wie wir den kleinen Igel durch den Winter bringen sollten, - wir wussten zu dieser Zeit ja nicht wirklich viel über Igel – darüber machten wir uns zunächst keine Gedanken. Wir sahen die Not – und handelten.

 

Sicherlich erinnern Sie sich auch an Situationen, wo Sie beherzt und ohne zu viel nachzudenken gehandelt haben.

 

Was man mit Herz tut und was aus dem Herzen kommt, kann gar nicht falsch sein.

 

Liebe Gemeinde,

 

ich wünsche Ihnen und den Menschen, die Ihnen am Herzen liegen, dass sie auf ihr Herz hören, dass sie beherzt leben, dass sie sich herzlich freuen können und ihr Herz am rechten Ort tragen: bei Gott.

 

Amen!

 

 


Zwischen Unglauben und Barmherzigkeit - Gedanken zum Jahreswechsel

(von Ihrer Vikarin Franziska Geißler)

Wir gehen nicht einfach so in ein neues Jahr, ohne uns zu besinnen. Ein Jahreswechsel ist immer ein guter Grund innezuhalten, um die Vergangenheit und die Zukunft zu bedenken und neue Wege einzuschlagen. Es ist immer wieder faszinierend, das Ende eines alten und den Beginn eines neuen Jahres mitzuerleben. Ich lade Sie ein, innezuhalten, und mit mir über Vergangenes und Zukünftiges nachzudenken.

 

„Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24), so lautete der Bibelspruch der Jahreslosung 2020. Zweifel ist erlaubt! Es ist wichtig, sich und seinen Glauben von Zeit zu Zeit zu hinterfragen. Bin ich auf dem richtigen Weg mit Gott? Was ist, wenn es ihn doch nicht gibt? Oder was ist, wenn es ihn doch gibt? Die Jahreslosung 2020 war eine Einladung, sich mit Glauben und Zweifel ungezwungen und ehrlich auseinanderzusetzen. Gerade das zurückliegende Jahr, war gefühlt voller Momente des Unglaubens. Ein Virus, der über Asien nach Europa kam und sich rasch in der gesamten Welt ausbreitete. Der unsere Gesundheit bedrohte und noch immer bedroht. Lockdown, Teil-Lockdown und Homeschooling sind uns zu vertrauten Begriffen geworden. Mund-Nasen-Bedeckung und Desinfektionsmittel sind unsere ständigen Begleiter. Kommunikation mit anderen Menschen ist nur aus sicherer Distanz möglich. Keine Ostergottesdienste! Und wenn Sonntagsgottesdienste, dann nur mit Hygienekonzept und ganz viel Raum. Einmal mit Gesang, dann wieder ohne, so wie es die aktuellen Infektionszahlen gerade zulassen. Weihnachten! Keine große Feier im Kreise der Familie! Keine Weihnachtsgottesdienste! Keine Krippenspiele! Angesichts dieser nun zurückliegenden Begebenheiten, liegt sie mir förmlich auf den Lippen, die Jahreslosung 2020: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

 

Vertrauen und Zweifel. Zum Glauben gehört immer beides. Wer behauptet, niemals zu zweifeln, wird sich fragen müssen, ob er wirklich glaubt. Und wer voller Zweifel ist, scheint letztlich doch an etwas zu glauben, an dem er zweifeln kann!

Glaube ist gelebtes Vertrauen in Gott. Wenn wir Gott vertrauen und Gott in unserem Leben mit einbeziehen, wird durch ihn alles möglich! Das heißt nicht, dass alles so passiert, wie wir es uns wünschen. Aber mit dem lebendigen Gott an unserer Seite tun sich neue Möglichkeiten auf, die wir vielleicht so bisher noch nicht in Betracht gezogen haben.

“Ich glaube; hilf meinem Unglauben!”, so dürfen wir beten, weil Glaube nicht unsere Leistung ist, sondern Gottes Geschenk an uns.

Auch ich stand schon vor einigen Problemen, die ich selbst nicht lösen konnte. Und ich hatte nicht die geringste Idee, wie Gott sie lösen sollte. Trotzdem habe ich dafür gebetet und Erstaunliches erlebt. Manchmal geschah sofort etwas, manches hat Monate, ja sogar Jahre gedauert. Gott hat seinen eigenen Zeitplan und ist nicht in erster Linie unser Wunscherfüllungsautomat. Aber er ist treu und gut. Wir dürfen ihn ganz konkret um alle Dinge bitten, die wir brauchen und sei es, dass wir mehr Gottvertrauen nötig haben!

 

Ein ungewöhnliches Jahr liegt nun hinter uns. Und noch mehr als zu jedem Jahresbeginn liegt die persönliche und gesellschaftliche Zukunft im Ungewissen. Wir befinden uns in Mitten des zweiten Lockdowns. Unser Leben läuft derzeit so gar nicht in vertrauten Bahnen. Die Covid-19 Pandemie zeigt uns, wie verletzlich unser Leben ist und bleibt. So schauen viele von uns auch mit bangem Blick in das neue Jahr.

 

In diese Situation spricht die biblische Jahreslosung für das Jahr 2021: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36)

Jesus spricht auf einem Feld zu einer großen Menschenmenge. „Und alles Volk suchte ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm aus und heilte sie alle.“(Lk 6,19) Heilung geschieht hier durch die Kraft, die Jesus verströmt. Wo Menschen Gott begegnen und vertrauen, da erfahren sie eine solche heilsame, lebensförderliche Energie Gottes. Wie dringend brauchen wir die, gerade in diesen Zeiten.

Diese Energie ist die Kraft der Liebe: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Die Energie der Barmherzigkeit. Sie kann das Leben verändern. Und das brauchen wir.

Viele Menschen üben gerade in Zeiten der Pandemie Barmherzigkeit, handeln mit offenem Herzen: in der Pflege in Altenheimen und Krankenhäusern. Aber auch indem wir andere schützen, in den Nachbarschaften und Gemeinden spontan und kreativ Hilfen ermöglichen. „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Es ist kein moralischer Appell, den Jesus an seine Gemeinde richtet. Er erinnert uns vielmehr daran, dass wir alle immer wieder Barmherzigkeit und Gnade erfahren haben. Aus dieser Kraft leben wir. Weil Gott die Liebe ist.

Und, weil wir Barmherzigkeit zuerst selbst erfahren und Gott liebevoll „Vater“ nennen dürfen, deshalb können wir auch von dieser Kraft weitergeben. Bei all den Herausforderungen, vor die wir im Jahr 2021 gestellt sind, brauchen wir Kraft! Kraft, die heilt! Kraft der Heilung für unser Miteinander! Die Kraft der Barmherzigkeit!

 

Ein gesegnetes Jahr 2021!