In den letzten Jahren haben viele engagierte Menschen dafür gesorgt, dass die Kirche in Cospeda zu einem Kleinod geworden ist. Nun soll ein Parament den Schmuck des Altars würdig vervollständigen.
Zu seinem 80. Geburtstag im letzten Jahr wünschte sich Otto Wolf von seinen Gästen Geld, damit ein neues Parament für die Cospedaer Kirche, die für ihn seine Kirche geworden ist, angefertigt werden kann. Kurz danach verstarb er. Aber durch seine Spende kam schon eine große Summe zusammen, und der Grundstock war gelegt.
Frau Willenbockel, Paramentikerin aus Magdeburg, erstellte zwei Entwürfe, die von den Freunden der Cospdaer Kirche besprochen und beraten wurde. Die Entscheidung für einen Entwurf wurde gemeinsam getroffen und ein Spendenaufruf für die noch fehlende Summe in Cospeda gestartet. Anfang November war der benötigte Betrag dank vieler Einzelspender erreicht, so dass die Anfertigung eines neuen Paramentes in Auftrag gegeben werden konnte.
Unter den Bibelspruch aus dem 1. Petrusbrief 2,4-5 stellte Frau Willenbockel ihren Entwurf:
„Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“
Die Gestaltung des Ganzjahresparaments beschrieb Frau Willenbockel so, dass sich die liturgischen Grundfragen Weiß, Rot, Grün und Violett wiederfinden. Jede dieser Farben können verschiedene Feste und Zeiten des Kirchenjahres zugeordnet werden. Das vorherrschende warme Grün, Oliv, Gelb- und Ockertöne des zentralen Christusfensters in der Apsis der Kirche, sowie der Farbgebung des Kanzelkorbes klingen in der farblichen Gestaltung des Paramentes an, ohne stumpf zu wirken. Kühlere (blau-grün) und wärmere (gelb-grün) Farben greifen ineinander und bilden den Hintergrund für die Steine, sie sich nicht von ungefähr zu einer Kreuzform bilden.
Das Parament wurde am Johannistag (24. Juni 2021) in einer Andacht mit unserer Vikarin Franziska Geißler in Gebrauch genommen. Wir freuen uns, dass damit der letzte Wunsch von Otto Wolf erfüllt werden konnte.
Brief von Gudrun Willenbockel
(TEXTIL-WERKSTATT-Paramentik. Handwerk. Leidenschaft)
Liebe Kirchengemeinde Cospeda, sehr geehrte Damen und Herren,
lassen Sie sich beglückwünschen! Liest man beim Apostel Paulus, dann sind Sie alle miteinander Gottes Mitbürger, Hausgenossen und Heilige. Ihnen ist es gelungen, Ihre schöne Kirche wieder zu einem bewohnbaren Ort zu machen. Das Gotteshaus ist ein Zeichen geworden, dass es Menschen gibt, denen ein Kirchengebäude am Herzen liegt, nicht abgerissen werden muss, nicht umgewidmet wird und nicht in Vergessenheit gerät, die Gottesdienstgemeinschaft nicht ihr Zuhause verliert, keinen Schutzraum und keine Stätte des Gebets mehr hat. Generationen um Generationen vor Ihnen haben hier vor dem Altar Gottesdienste und Familienhöhepunkte gefeiert. Hier durften sie ihre Trauer Gott vor die Füße werfen, ihren Tränen der Sorgen freien Lauf lassen, aber auch Stille und Trost finden
Wenn eine Kirchengemeinde ein solch gewaltiges Bauprojekt in Angriff nimmt, bedarf es einer ordentlichen Portion blinden Gottvertrauens und mutige Menschen, die sich zusammentun und voran gehen. Und dann braucht es Menschen, die sich von der Idee anstecken lassen und tatkräftig mitziehen bis das Ziel erreicht ist.
Liebe Kirchengemeinde Cospeda, wenn Sie heute das neue Altarparament in Gebrauch nehmen, dann geht ein lang gehegter, vielfältig diskutierter Wusch endlich auch in Erfüllung. Das Parament kennzeichnet in besonderer Weise den Altar als den Mittelpunkt gottesdienstlichen Geschehens und steht mit seiner Bildsprache im direkten Verkündigungsdienst.
Paulus schreibt an die Gemeinde in Ephesus: "So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn; auf welchem auch ihr mit erbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist" (Eph. 2, 19-22)
Zwar als Ganzjahresparament konzipiert, steht im Zentrum der Gestaltung die Farbe Rot. Rot, seit jeher die Symbolfarbe für den Heiligen Geiste, stellt optisch die Verbindung zwischen den Objekten der Altarraumausstattung her. Vom roten Gewand der einladenden Christusfigur im Fenster wird der Blick des Betrachters über die Front des Altars bis zum Lesepult geführt. Der Heilige Geist fügt gleichsam unterschiedliche Stile, Formen und Aufgaben - lassen Sie es mich ganz feierlich ausdrücken - zu einer Dienstgemeinschaft zusammen.
Ich wünsche Ihnen für das Parament einen gesegneten Gebrauch!
Ihre Gudrun Willenbockel, Magdeburg im Juni 2021
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TEXTIL-WERKSTATT
Paramentik. Handwerk. Leidenschaft.
Gudrun Willenbockel
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Offene Kirche (vorerst): 14:00 - 18:00 Uhr (Montag bis Freitag), 10:00 - 18:00 Uhr (Sonnabend und Sonntag)
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Das Dorf, das seit 1994 zu Jena gehört, war ursprünglich der Sitz der Adelsfamilie von Cossibode, auch Kossbode oder Kossweda.
Es wurde 1348 von den Vizthumen zu Apolda erworben, und 1359 an das Nonnenkloster Jena verkauft. Die erste bisher bekannte urkundliche Erwähnung fand 1259 statt. Deshalb feierte Cospeda 2009 sein 750-jäahriges Bestehen. Die Kirche in der heutigen Gestalt ist im Jahre 1699, wie über der Nordtür zu lesen ist, neu
errichtet. Einbezogen sind der mit Grabgewölbe versehene Chor und der Triumphbogen einer romanischen Vorgängerkirche, die ihrerseits auf den Fundamenten einer kleineren Kirche (wahrscheinlich aus dem 12. Jhdt.) stand. Das Langhaus ist mit einem Holztonnengewölbe ausgestattet. Der Turm war wohl ursprünglich höher und ist später abgetragen worden. Der Glockenraum ist ein Refugium der Kleinen Hufeisennasen, einer selten gewordenen und unter Naturschutz stehenden Art von Fledermäusen. Der NABU (Naturschutzbund) hat der Kirche eine Urkunde "Lebensraum Kirchturm" verliehen, vom Umweltamt ist die Kirche mit der Plakette "Fledermausfreundlich" ausgezeichnet worden.
Die Kanzel ist ein Werk des Barock. Der einfache Taufstein stammt aus dem 17. Jhdt. Von den ehemals drei Glocken ist noch die mittlere vorhanden, die etwa aus der 1. Hälfte des 15. Jhdts stammt. Sie trägt die Inschrift in mariam + ere + ben ich gegossen _ amen+. (An Stelle von __ndet sich auf der Glocke ein sechsspeichiges Rad, das auf Erfurt als den Ort des Glockengusses hinweist.)
Trotz einer kostenaufwendigen Reparatur des Turmdachs und des Westgiebels Anfang des neuen Jahrtausends war der Gesamtzustand der Kirche sehr unbefriedigend. Ein 2004 gegründeter Freundeskreis der Kirche Cospeda nahm sich dieser Aufgabe in den nächsten Jahren an. Mit Unterstützung durch den Kirchbauverein Jena wurde das gesamte Innere einschließlich einer neuen Elektrifizierung grundhaft erneuert. 2015 konnte die renovierte Eifert-Orgel aus dem Jahre 1906 eingeweiht werden, seit dem Reformationstag 2017 läuten wieder zwei Glocken und 2019 wurde das gesamte Dach einschließlich des Turmdachs neu gedeckt.
Der KBV konnte die umfangreichen Arbeiten über die Jahre mit über 55.000€ unterstützen.
(Text: Prof. Gerd Wechsung / Fotos: Archiv des Freundeskreises der Kirche Cospeda)